Jonas Müller
singt die „Schöne Müllerin“ 

Selten schön: Der gefragte Bariton in der Alten Kirche Pleinting 

Vilshofener Anzeiger vom 13. Mai 2025, Feulliton Bericht und Fotos: Erika Schwitulla
„Die schöne Müllerin“, der 1823 komponierte Liederzyklus von Franz Schubert, erlebte in der Alten Kirche in Pleinting im Landkreis Passau mit Anna Gebhardt und Jonas Müller eine ungeahnte musikalische Schönheit. Jonas Müller, Jahrgang 1999, ist heute schon ein gefragter Bariton, der bereits in der Kölner- und Berliner Philharmonie sowie in der Münchner Isarphilharmonie als Solist brillierte. Die 29-jährige Pianistin Anna Gebhardt debütierte 2025 an der Alten Oper in Frankfurt und tritt regelmäßig bei den SWR-Festspielen inSchwetzingen auf. Müller undGebhardt sind ein eingespieltes Team, das spontan agieren kann und sich blind versteht. Sie tragen nicht nur  Schuberts anspruchsvollen Liederzyklus der „Schönen Müllerin“ erstklassig vor, sondern erweitern das Repertoire um fünf Gedichte aus der Sammlung des Dichters WilhelmMüller. Mit dem letzten Gedicht, dem Epilog, erfährt der
Abend nach dem tragischen Tod des Müllerburschen am Ende doch noch einen ironisch-heiterenMoment. Während der Müllerbursche seine Liebe zur schönen Tochter des Müllers erlebt und erleidet, mäandert Schuberts Musik  wie der Lauf eines Baches zwischen Dur und Moll.

Souverän gestaltet Jonas Müller den bekannten Zyklus von Liebe und Leid bis hin zumTod. Müller ist ein idealer und nicht zu weicher Schubertinterpret. Sein starker Bariton, sein klarer unaufgeregter Ton, sein großer Ambitus sowie seine präzise Artikulation überzeugen ausnahmslos. Wenn er singt, lässt er seinen ganzen Körper sprechen. Die überschwängliche Freude gelingt ihm ebenso bravourös wie die rasende Eifersucht oder die unendliche Traurigkeit. Die romantische Verklärung des Todes gibt dem Abend eine letzte emotionale Tiefe. Seine Darbietung nimmt die Zuhörer in die Höhen und Tiefen dieser anspruchsvollen und einzigartigen Musik mit. Mit Anna  Gebhardt hat Jonas Müller eine kongeniale Partnerin gefunden. Nie gerät ihre Dynamik zu laut, nie drängt sie sich in den Vordergrund. Dabei ist sie nicht nur eine Begleitung. Auch sie springt fröhlich den Bach entlang, fließt sanft neben dem Bariton mit und leidet mit dem Wanderer herzzerreißende Schmerzen. Gebhardt trägt jeden Stimmungswechsel mit – eine Stimmung, die sich von leicht und heiter bis zum Ende hin immer weiter verdunkelt. Ein  unvergesslicher Abend mit zwei hervorragenden Musikern.

Vilshofener Anzeiger vom 13. Mai 2025, Lokalteil, Bericht: Erika Schwitulla

Pleinting, Es müllert musikalisch
Liederzyklus Die schöne Müllerin mit Jonas Müller und Anna Gebhardt in der Alten Kirche in Pleinting

Wieder haben die Jazz- und Musikfreunde Vilshofen ein unvergessliches Konzert in der Alten Kirche in Pleinting zur Aufführung gebracht. Mit dem bekannten Liederzyklus von Franz Schubert erlebten – trotz des schönen Wetters  – fast 100 Zuhörer einen unvergesslichen Abend. Das geniale Gespann, die Pianistin Anna Gebhardt und der Bariton Jonas Müller, interpretierte die romantische Musik so dramatisch, dass sie das Publikum gleichsam hypnotisiert  in ihren Bann zogen. Mit einem Schmunzeln begrüßte der 2. Vorsitzende Wolfgang Müller die Zuhörer zu Beginn des Abends. Er durfte neben Anna Gebhardt nicht nur seinen Sohn, den Sänger Jonas Müller vorstellen, sondern  auch den Liederzyklus Die Schöne Müllerin ankündigen sowie deren Texte, die auf die Gedichtsammlung des Dichters WilhelmMüller zurückgehen. Bei so viel Müller ließ er es nicht unerwähnt, dass Thomas Müller einen Tag vorher seinen Abschied vom FC Bayern gefeiert hatte. Die Marke Müller steht auch in Pleinting für Qualität. Dem folgte der Auftritt der beiden erstklassigen Künstler, Anna Gebhardt und Jonas Müller – beide grün gekleidet, wie  die Hoffnung, die Heide und die Wiesen neben dem Bächlein. Denn der junge Müllerbursche folgt auf seiner Wanderschaft dem Lauf eines Baches, der ihn zu einer Mühle führt. Dort verliebt er sich unsterblich in die schöne Tochter des Müllers, gesteht ihr jedoch nie seine Liebe. Dennoch nimmt er an, dass auch sie ihn liebt. Nur leider hat das schöne Mädchen bald einen anderen Liebhaber, einen Jäger. 

Der junge Müllerbursche sieht im Tod seine einzige Lösung. Das Motiv des unglücklich verliebten Burschen war beliebt in der Literatur der Jahre um 1800. Wilhelm Müller verarbeitete 1821 in dem Gedichtzyklus seine unerfüllte Liebe zur Dichterkollegin Luise Hensel. Schubert vertonte schon zwei Jahre später – im Jahr 1823 – zwanzig der 25 Gedichte von Wilhelm Müller. Sie entstanden während eines Krankenhausaufenthaltes – vermutlich infolge einer Syphilisinfektion. Mit seiner romantischen Musik gibt Schubert den lyrischen Momenten der Gedichtsammlung eine intensive musikalische Verstärkung. Jonas Müller hat Schuberts Musik eingerahmt in einen gekonnt  vorgetragenen Prolog und einen Epilog, der es dem Zuhörer möglich macht, sich vom dramatischen Geschehen heiter ironisch zu distanzierten. Eine der Herausforderungen bei Schuberts Liederzyklen ist neben der hohen  emotionalen Dichte der große Tonumfang, den es für den Sänger zu bewältigen gilt. Jonas Müller schafft es mit seinem leidenschaftlich-kräftigen Bariton, die Liebe und die Hoffnung, die Verzweiflung und die Todessehnsucht des  Müllerburschen sowohl mit seiner Stimme, als auch mit Mimik und Gestik hervorragend zu interpretieren. Immer auf Augenhöhe begleitet ihn Anna Gebhardt, die gekonnt und einfühlsam die Empfindungen mitträgt und am  Klavier gefühlvoll mitgestaltet. Ein Abend wie er nicht schöner hätte sein können–voller Emotionen, voller Liebe und Leidenschaft – mit einer unsterblich schönen Musik und zwei hervorragend harmonierenden Musikern. Wer Jonas Müller ein weiteres Mal genießen möchte, kann ihn beim OHEfest – den Sommerkonzerten vom 27. – 29. Juni in Niederalteich – erleben.

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