Eröffnungskonzert des Ohefests in Niederalteich 

Osterhofener Zeitung vom 30. Juni 2025, Bericht: Bernhard Falk, Fotos: Jakob Schad 

Wenn Landrat Bernd Sibler bei der Eröffnung des Ohefests als Schirmherr betonte, dass die Künstlerinnen und Künstler des Abends europäischen Flair nach Niederalteich brächten, war das nicht übertrieben. Das Netzwerk Jonas Müllers ist international aufgestellt und setzt sich aus jungen Leuten zusammen, die sich durchwegs im Bereich der sogenannten „Hochkultur“ bewegen. Als Hausherr begrüßte auch Schulleiter Johann Lummer das Publikum. Er würdigte besonders, dass Jonas seine Wurzeln als Niederalteicher nicht vergisst und für die Region das Ohefest als kulturelles Aushängeschild veranstaltet.
Das als Potpourri thematisierte Eröffnungskonzert gab so etwas wie die Visitenkarte des Fests ab.

Potpourris sind Kombinationen von bestehenden Stücken, die in der Neuanordnung einen veränderten Blick auf Bestehendes bieten. In der ersten Hälfte des Konzerts wurde in dem Sinn die A-Dur Cellosonate von Beethoven durch Liedblöcke von Schumannliedern unterbrochen. Dabei stellte sich der spannende Effekt ein, dass die Instrumentalmusik wie eine Fortsetzung des Gesangs wirkte, als würde der Liedtext in die Cellosonate hineinwirken. Das gelang umso mehr, als mit Jonas Müller, Jeremias Fliedl am Cello und Aris Alexander Blettenberg am Klavier kammermusikalische Spezialisten am Werk waren, die mit elektrisierender Aufmerksamkeit in Dauerspannung musizierten. Sie ließen nicht locker und schlugen ihre Hörerschaft in den Bann.

Der Potpourribogen zog sich dann auch über die Pause hinweg zum tänzerisch-improvisatorischen zweiten Teil. Er war voll von Klarinetten- Gitarren- Cello und Akkordeonvibrationen in bulgarischen Rhythmen, in schmalzigen Balladen, in Tango- und Alpensound. Nico Gutu und das Trio Fedami mit Felicia Bulenda (Klarinette), Maike Clemens (Cello) und David Volkmer (Gitarre) sind Klangzauberer, die eine Welt erfinden können von rotzig wildem Metalrock über flirrende Tangoluft zur einsamen Verlorenheit einer Stimme im Abendblau.
Wenn sich das Ohefest definiert als Suche nach alternativen Denkmöglichkeiten klassischer Musik, dann ist das schon im Eröffnungskonzert bestens geglückt. Das Ergebnis war nämlich kein beliebiges Mischimaschi. Weil alle Beteiligten Musikerinnen und Musiker hochkarätig ausgebildet sind, verflacht der nur scheinbar leichter hörbare zweite Teil an keiner Stelle, 

weil auch dort das schmissig Rhythmische und melodisch Ansprechende immer wieder in Dissonanzen, in Brüche und Fragezeichen hineingesteigert wird und dadurch Tiefe erzeugt. Und das verbindet die enthusiastisch gefeierte lied- und tanzbetonte Musik mit Beethoven im ersten Teil, der in seiner Sonate auch zwischen Seligkeit, Trotz, Absturz und wildem Überschwang changiert.
Jonas Müller hat der Cellosonate ein Lied von Mendelssohn vorangestellt: Schlafe Krieger, Krieg ist aus. Unklar ist, ob der Dichter Walter Scott damit den toten Krieger meint, oder den Ausruhenden nach der finalen Schlacht. Jedenfalls ist Frieden das Thema des Ohefests 2025, und der Friede definiert sich durch sein Gegenteil, den Krieg. Insofern war das Lied als Opener eine sinnreiche Geste, die Trauer und Erlösung umschließt. Treffender könnte ein Motto in der Zeit nicht sein.