Der Ohefestsamstag mit zwei wunderbaren Konzerten
Bericht: Bernhard Falk (Abendkonzert)
Bilder: Jakob Schad
Der Samstag startete mit drei Instrumentalkursen für Geige, Klarinette und Gitarre.
In einem ergreifenden Konzert über die Liebe im Krieg rührten Akkordeon und Stimme zu Tränen.
Die einzigartige Atmosphäre und Akustik des Basilika Innenhofs ermöglichte ein zauberhaftes Konzert unter Sternen mit Streichquartett und Gitarrenduo.
Ein magischer Abend im Ohefest
Musik und Natur begegnen sich häufig in klassischen Werken. Komponisten wie Debussy ließen sich inspirieren von Wind, Wald und Wellen. Gespielt hingegen werde die Stücke in Räumen und stellen damit Natur als Idealszenerie im künstlichen Rahmen dar. Wenn die Musik dann in die freie Luft hinausgeht, ist es oft mit dem Ideal vorbei: Nervige Mücken, drohende Gewitter oder lautstark feiernde Nachbarn können einen Serenadentraum schnell zunichte machen.
Manchmal stimmt aber alles und „alles passt perfekt zusammen“, wie es in einem Song von Anette Humpe heißt. So war es beim „Et in Europa pax“-Konzert im Ohefest am Samstag im Innenhof der Basilika. Dem trockenen Frühling war es zu verdanken, dass keine Blutsauger unterwegs waren. In der fast windstillen Nacht raunte die Autobahn kaum vernehmbar aus der Ferne. Ein vorbeiziehender Schwarm von Gänsen mischte sich kurz in Beethoven und Debussy, was letzterem sicher gefallen hätte, weil sich seine Musik, wie gesagt, an Naturlauten orientiert. Im Übergang von der blauen Stunde zur Sternennacht kamen die Lichtstimmungen an den Klosterwänden atmosphärisch zur Geltung.
Dann aber besonders die Musik: Das Gitarrenduo Tomasi Musso mit Davide Giovanni Tomasi und Marco Musso rahmte den Abend ein mit der Arabesque 1 von Debussy, mit Ravels Sonatine und Stücken des Spaniers Albeniz. Im Mittelpunkt stand das Harfenquartett von Beethoven, gespielt von Louis Vandori (Geige), Michael Nodel (Geige), Yanan Wang (Bratsche) und Jeremias Fliedl (Cello). Man kann es kurz fassen: Bei so viel Gelingen, bei so viel musikalischer Differenzierung und Könnerschaft blieb einem nicht nur wegen der instrumentalen Akrobatik der Mund vor Staunen offen.
Im Streichquartett war Beethovens musikalisches Nachdenken, Ausdrücken und Variieren in seltener Klanglust zu erleben, bei Debussy und Ravel eine endlose Vielfarbigkeit des Gitarrenklangs. Albeniz passte mit seinen melodiösen und sinnierenden, von der spanischen Volksmusik inspirierten Stücken bestens als Abschluss einer mediterranen Nacht nördlich der Alpen.
In der Konzerteinführung wurde deutlich, in welcher Beziehung das Konzertmotto „Et in Europa pax“ zu den Werken steht. Beethoven komponierte das Harfenquartett unmittelbar nach der Besetzung Wiens durch die Truppen Napoleons 1809. Etliche Deutsch-Französische Kriege begleiten das 19. und 20. Jahrhundert. Albeniz steht für die musikalische Bewegung der Nationalen Schulen als Ausdruck nationalen Bewusstsein im 19. Jahrhundert. Unterschiedlichkeit war und ist oft Auslöser für Aggression und Gewalt. Kunst repräsentiert diese Unterschiedlichkeit nicht spannungs- aber gewaltfrei . Sie lebt geradezu vom Nebeneinander konträrer Konzepte. Und im besten Fall gerät sie dabei zu einem Ideal wie am Samstagabend, wo Klang, Naturraum und Lichtspiel ineinanderfließen.