Jazz in der Wurzn: Singerhofschrammeln am 28. Nov. 2014

Die Singerhofschrammeln in der Wurzn am 28. Nov. 2014 (Bericht von Peter Wallner)

Tauben vergiften in der Wurz’n
Unkonventionell waren die Jazz- und Musikfreunde bei der Musikauswahl zum Auftakt der diesjährigen „Jazz in der Wurz’n-Saison“. Wiener Liedgut statt Dixie und Blues sollte es sein, Geige und Akkordeon statt Saxophon und Trompete. Mit der Einladung der „Singerhof Schrammeln“ bewies Horst Müller dennoch wieder mal ein glückliches Händchen. Die drei Schrammelmusiker Bernhard Schneider (Kontragitarre, Gesang), Helmut Weinzierl (Akkordeon, Gesang) und Felix Weinmann (Geige) stammen nicht aus Nussdorf oder Grinzing, sondern aus Niederbayern. 



Aber das sieht und hört man ihnen nicht sofort an. Die Musik hätte hervorragend in ein Heurigenlokal gepasst, und genauso gut passte sie in das niederbayerische Wirtshaus. „Schrammel-Jazz in der Wurz’n“ wollten sie spielen, erklärte Bernhard Schneider zu Beginn. Aber was folgte war zu 100% Wien. Mit „Jung samma, fesch samma“ starteten die Drei in den Abend und mit „Ich trag im Herzen drin ein Stückerl altes Wien“ ging es weiter. Das war aber nur zur Einstimmung.
Obwohl sich die Musiker gut gelaunt und exzellent im Gesang und an den Instrumenten zeigten: alleine die Heurigen-Walzer-Seligkeit hätte wohl nicht über den Abend getragen. Was folgte war die ganze Klaviatur der Schrammel-Musik: von traditionell-süß bis schwarzhumorig-spöttisch. Es sind vor allem die Brüche in der herzerwärmenden Romantik, die unerwarteten Blicke ins Abgründige, die den ganz eigenen Humor dieser Lieder ausmachen. Da wird in einem Stück voll hintergründiger Zartheit und Ironie das eigene „Mütterlein“ besungen, das nächste Lied ist der „Engelmacherin vom Diamantengrund“ gewidmet. Nicht fehlen durfte (neben Hans Moser, Helmut Qualtinger und Paul Hörbiger) natürlich Georg Kreisler, der menschliche Abgründigkeiten in ein süß-fröhliches Schunkellied verpackt: „Die Sonne ist warm und die Lüfte sind lau – geh` ma Tauben vergiften im Park“. Im Ganzen war der Vortrag – abwechselnd oder gleichzeitig – so süß wie ein Palatschinken, so gehaltvoll wie eine kräftige Portion Schlagobers, so bitter wie ein Kleiner Brauner und so trocken, wie der grünste aller Veltliner. Und die Musiker der Singerhofschrammeln – allesamt Meister ihres Fachs - trugen diese Musik nicht nur vor, sichtbar und hörbar schwelgten sie in ihr. So gelang es den Dreien auch, dass beim Schlusslied wirklich alle einstimmten: „Sag zum Abschied leise Servus“.