Jazz im Atrium: The Big Chris Barber Band, 19. April 2015

PNP, 21. April 2015, Vilshofener Teil, Text und Fotos: Wolfgang Bauer

Der 85-jährige Chris Barber und seine Solisten begeisterten im Atrium

Vilshofen. Mit dem Auftritt von Chris Barber und The Big Chris Barber Band haben sich die Jazz- und Musikfreunde Vilshofen selbst das schönste Geburtstagsgeschenk zum 50-jährigen Jubiläum von „Jazz in Vilshofen“ gemacht – und den Anhänger des traditionellen Jazz ein denkwürdiges Erlebnis beschert.
Am selben Tag feierte Luwerl Wittmann seinen Geburtstag. „Mein musikalisches Vorbild Chris Barber spielt zu meinem Geburtstag. Was kann es Schöneres geben?“ jubelte der Posaunist, der zusammen mit Horst Müller vor 50 Jahren in Vilshofen die New Orleans City Stompers gründete.
Nur zwei Tage vorher hatte Chris Barber seinen 85. Geburtstag gefeiert und zeigte auf der Atrium-Bühne bei seinem dritten Auftritt in Vilshofen, dass der traditionelle Jazz im New Orleans-Stil so lebendig ist wie nie zuvor. In bester Spiellaune präsentierten sich die zehn Herren im gesetzten Alter, bejubelt vom Publikum, in dem eindeutig das Mittelalter dominierte. Vom ersten Takt an wippten die Fußspitzen, virtuose Soli wurden dankbar beklatscht. Dass die Ansagen des Jazz-Urgesteins nicht mehr so leicht verständlich sind, störte nicht weiter. Seine Musik spricht für sich. Der Bandleader, der sich selbst vornehm zurückhielt und seinen Platz ganz am Rand der siebenköpfigen Bläserformation einnahm, hatte alte und neuere Titel  geschickt gemischt und auf viele bekannte Titel nicht verzichtet. Zum Schluss hörte man ein grandioses „When The Saints Go Marchin In“ und natürlich die legendäre „Ice Cream“, Chris Barbers Markenzeichen, mit dem er seit Jahrzehnten seine Konzerte beschließt.




PNP, 21. April 2015, Feuilleton, Text und Fotos: Wolfgang Bauer

85 und kein bisschen leise

Reihe 50 Jahre Jazz in Vilshofen: Ovationen für Urgestein Chris Barber im Atrium

Wenn abgehobene Jazz-Puristen von einer Musik sprechen, die schon vor 100 Jahren alt geklungen hat, dann lässt das eingefleischte Barber-Fans kalt. Und Chris Barber sowieso. Über so eine Kritik ist der wohl erfolgreichste Jazzmusiker der Geschichte erhaben. Die Zahlen sprechen für sich. Auf über 260 Langspielplatten hat es der unermüdliche Godfather des Jazz gebracht und weit über 15 000 Konzerte gespielt.
Seit 65 Jahren ist der Engländer Bandleader und beweist in ausverkauften Sälen ein ums andereMal, dass seine Musik, der traditionelle amerikanische Jazz im Stil von New Orleans heute so lebendig ist wie eh und je.
In Vilshofen, wo er bereits zum dritten Mal auftrat, eröffnete er die Konzertreihe „50 Jahre Jazz in Vilshofen“ mit seiner Big Chris Barber Band. Schon mit den ersten Takten von „Bourbon Street Parade“ hebt er, gerade einmal zwei Tage nach seinem 85. Geburtstag, die 450 Fans in den Jazz-Himmel. Es folgt ein Klassiker nach dem anderen, der „Wild Cat Blues“ fehlt ebenso wenig wie „Petit Fleur“, Duke Ellington und Miles Davis lassen grüßen. Dabei hält sich Barber vornehm zurück, postiert sich ganz am Rand der Band, kehrt den Bandleader nicht heraus, sondern lässt seinen Mannen genügend Raum.
Die siebenköpfige Bläserfront ist hochkarätig besetzt und spielt absolut virtuos. Die drei Saxofonisten besetzen eine tragende Rolle und zelebrieren ein „Solo für drei Saxofone“ so exakt, als würden sie Noten vom Blatt ablesen. Dahinter Bass, Schlagzeug und Banjo, mit denen die Bläser im Nu vom Dixieland zum satten Big Band Sound wechseln können. Und dann natürlich „When The Saints Go Marchin’ In“ – wenn Chris Barber die Heiligen in bester New-Orleans-Manier durch den Saal marschieren lässt, kennt die  Begeisterung keine Grenzen. Nein, auch nach minutenlangem Schlussapplaus lässt er sich nicht zu einer Zugabe erweichen. Chris Barber hat seine Prinzipien. Seit Jahrzehnten enden seine Konzerte mit „Ice Cream“. Und das muss auch in Vilshofen so bleiben.


Ausschnitt einer Videoaufzeichnung: Chris Barber Auftritt im Atrium ->>




Und abschließend noch schöne Impressionen von Michaela Roth-Haslbeck